swa historisch: Leben auf dem Gaswerk
Über 50 Jahre lang lebten und arbeiteten Gärtner, Ofenmeister, Schreiner und viele Mitarbeiter mehr direkt auf dem Gaswerksgelände. Die spannende Entwicklung des Areals von der Gasproduktionsstätte zum Zentrum für Kultur und Kreativität – Teil 6.
- Teil 1: swa historisch: Das Gaswerk entsteht lesen
- Teil 2: swa historisch: Spatenstich in Oberhausen lesen
- Teil 3: swa historisch: Heiße Kohlen und tonnenweise Koks lesen
- Teil 4: swa historisch: Die gefährlichste Arbeit im Gaswerk lesen
- Teil 5: swa historisch: Die Gasbehälter - ein Industriedenkmal lesen
Mehr als 50 Jahre wurde die Energieversorgung in Augsburg über Stadtgas aus dem Gaswerk gesichert. Zuletzt waren etwa 25 Mitarbeiter im Werk beschäftigt, zu Spitzenzeiten waren es etwa 250 Beschäftigte – darunter auch Gärtner, Ofenmeister, Ofenarbeiter, Köche, Kantinenpersonal, Labormitarbeiter, Pförtner, Nachtwächter und viele mehr. Die Arbeit im Gaswerk war hart und beschwerlich. Der viele Kohlenstaub, der Lärm des Kohlenmahlturmes und die Hitze an den Öfen im Ofenhaus forderten die Mitarbeiter täglich aufs Neue heraus. Doch das Leben auf dem Gelände hatte auch seine Vorteile.
Werkswohnungen, Gärten und Kinderspielplatz
Wer auf dem Gelände wohnte, bekam eine Werkswohnung von den Stadtwerken Augsburg (swa) gestellt. Die Wohnhäuser wurden 1915 erbaut und befanden sich direkt auf dem Gelände. Im Portalgebäude West gab es neben den Büros eine Nachtwächterwohnung als auch im Portalgebäude Ost Wohnungen für die Angestellten. In der Direktorenvilla lebten der Gaswerksdirektor und sein Stellvertreter. Auch in der Auerstraße direkt neben den Gasbehältern wurden neue Werkswohnungen für die Arbeiter erbaut, die heute zwar immer noch stehen, aber nicht mehr im Besitz der swa sind.
Schwere Arbeit, modernes Wohnen
Die Wohnhäuser der Angestellten und der Direktoren waren für damalige Verhältnisse komfortabel ausgestattet. Bereits 1915 verfügten sie über eine Zentralheizung, die mit Werksdampf funktionierte, Warmwasser, eigene Badezimmer und einen großen Garten. Die Fensterläden konnten über eine Kurbel von innen verschlossen werden, ganz ohne die Fenster öffnen zu müssen. Zudem gab es auf dem Gelände einen eigenen Fußballplatz, eine Kantine und Umkleidekabinen mit Duschen.
Familiärer Arbeitsalltag im Gaswerk
Ehemalige Mitarbeiter beschreiben das Betriebsklima im Gaswerk bis heute als sehr gut. „Jeder identifizierte sich mit dem Werk, jeder half jedem“, sagt Oliver Frühschütz von den Gaswerksfreunden Augsburg e.V. „Viele Mitarbeiter waren auch privat befreundet und manche verbrachten sogar ihren Familienurlaub zusammen mit den Arbeitskollegen“, erklärt er. Bei Arbeitsbeginn habe sich jeder mit Handschlag und einem "Guten Morgen" begrüßt, fast jeder duzte jeden, egal ob Direktor, Chef oder Arbeiter. Bis heute treffen sich die ehemaligen Mitarbeiter zu verschiedenen Anlässen, wie beispielsweise der Weihnachtsfeier oder auch nur zum gemeinsamen Plausch.
So werden die Räume heute genutzt
Die Direktorenvilla wurde zwischen 2010 und 2011 renoviert und bietet heute Platz für Büros der Stadtwerke und einiger Start-Ups. In den ebenfalls renovierten Portalgebäuden sind heute auch Büroräume untergebracht. Einen Einblick in das Leben auf dem Gaswerk erhalten Interessierte auch bei der historischen Führung über das Gaswerksgelände sowie im Museum der Gaswerksfreunde Augsburg.
Fotos: Archiv Franz Häußler