swa historisch: Spatenstich in Oberhausen
Als zweite Stadt in ganz Bayern hatte Augsburg vor mehr als 170 Jahren ein eigenes Gaswerk bekommen. Doch bald reichten die ersten Werke nicht mehr aus. Von der Gasproduktionsstätte zum Zentrum für Kultur und Kreativität – Teil 2.
Augsburgs Gasproduktion in den beiden Gaswerken am Jakobertor und in der Badstraße reichten nicht mehr aus, um Augsburg mit Gas zu versorgen. Daher musste im Jahr 1910 ein Standort für ein neues Gaswerk gefunden werden – im Stadtteil Oberhausen, wo bis heute die historischen Stätten von der Gasproduktion zeugen.
Ein Jahr Bauzeit für den ersten Teleskop-Gasbehälter
Das erste Bauwerk, das auf dem neuen 18.000 Quadratmeter großen Areal entstand, war der kleinere Teleskop-Gasbehälter. Nach einem Jahr Bauzeit ging er im Dezember 1911 in Betrieb. Das Gas, das er speicherte, lieferte zunächst noch das Gaswerk in der Badstraße. Erbaut wurde der Teleskop-Gasbehälter von der MAN (Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg), genau wie der zweite Teleskop-Gasbehälter auf dem Areal im Jahr 1913. Er fasste mit 50.000 Kubikmetern die doppelte Menge an Gas wie sein kleiner Bruder. Durch die Sonderbauform des von MAN patentierten gewölbten Wasserbeckens gehören sie heute vermutlich zu den weltweit letzten Teleskop-Gasbehältern dieser Bauart.
1913 beginnt der Bau des Gaswerks
Damit künftig Gas direkt in Oberhausen erzeugt werden konnte, startete im Mai 1913 der Bau des Gaswerks. Innerhalb von zwei Jahren wurden das Reinigergebäude, das Apparatehaus, das Portalgebäude, das Kühlergebäude, Arbeiterwohnhäuser, der zweite Teleskop-Gasbehälter, der Behälterturm, ein Kohlensilo, das Kesselhaus mit Kamin (steht nicht mehr) und mehrere Werkstätten sowie das Ofenhaus gebaut.
Vier Öfen produzieren Stadtgas aus Steinkohle
Durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs verzögerte sich der Bau. Erst durch ein Gutachten, das die Notwendigkeit der Fertigstellung des Gaswerks bestätigte, konnten die Bauarbeiten fortgesetzt und im Dezember 1915 abgeschlossen werden. Denn Gas war auch wichtig, um Lazarette und Kasernen mit Energie zu versorgen. Anfangs vier, später vierzig Öfen produzieren Stadtgas aus Steinkohle. Statt 70 Mitarbeitern in den alten Werken waren im neuen Gaswerk nur noch sechs Mitarbeiter für den Ofenbetrieb nötig.
Der Gaskessel: Ein besonderes Baudenkmal
Das markanteste Baudenkmal auf dem Gaswerksareal, der 84 Meter hohe Gaskessel, wurde erst 1953 erbaut, um noch mehr Gas speichern zu können. Der Augsburger Gaskessel ist einer von zwei Scheiben-Gasbehältern, die noch in Bayern existieren. Im Rahmen von swa erleben ist ein Aufstieg auf das markante Bauwerk möglich. Ab 1951 versorgte das Gaswerk in Oberhausen über eine 67 Kilometer lange Fernleitung bis nach Kaufbeuren mehrere Orte mit Stadtgas. Ab 1962 kam das Erdgas nach Augsburg und die Gasbehälter dienten fortan als reine Gasspeicher.
Gaswerk steht unter Denkmalschutz
Innerhalb der nächsten 16 Jahre wurde das gesamte Gasnetz in Augsburg auf Erdgas umgestellt. 2001 wurde das Werk schließlich komplett stillgelegt. Die ganze Anlage mit den hofartig angeordneten Gebäuden und den Gasbehältern steht heute als Baudenkmal in der Denkmalliste. Wie genau die Produktion von Stadtgas funktionierte und welche Aufgabe die einzelnen Gebäude auf dem Gaswerksareal hatten, lesen Sie in den kommenden Teilen unserer Gaswerks-Serie.
Fotos: Sammlung Franz Häußler